Eine Fototour in den winterlichen Schwarzwald

Wir, mein Freund Rolf Hillert und ich, mussten mal wieder raus, raus aus der Isolation, uns wieder den Wind um die Nase wehen lassen, die Kälte, das Wetter und die Natur mit jeder Faser des Körpers spüren. Nachdem unsere letzte gemeinsame Fototour an den Ammersee und ins Berchtesgadener Land schon einige Monate zurücklag, war es wirklich mal wieder Zeit…

Tag 1

Es sollte wieder der Schwarzwald werden. Das Wetter war toll, es lag eine Menge Schnee und auf Grund der Niederschläge und der Kälte der letzten Tage rechneten wir mit viel Wasser und auch Eis in und an den Wasserfällen.

Los ging es an einem wunderschönen Freitag bei richtigem Bildbuch-Winterwetter. Als erstes Ziel hatten wir uns den Triberger Wasserfall vorgenommen. Dieser fällt in mehreren Kaskaden über steile Felsen. Ganz unten befindet sich ein Aussichtspunkt, an dem man nah an die tosenden Wassermassen herankommt. Auf Grund der Wassermenge war viel Gischt in der Luft, die Geländer waren dick vereist und links und rechts am Wasserfall hingen dicke Eiszapfen.  Beim Fotografieren mussten wir immer darauf achten, vor der Auslösung die Wassertropfen vom Filter zu wischen. Das war gar nicht so einfach, weil es sehr kalt war und die Tröpfchen gerne festfroren.

Neben den üblichen Übersichtsaufnahmen, die man bei Fotoausflügen eben so macht, wollten wir diesmal auch ganz gezielt Eis und andere Strukturen mit langer Brennweite und langer Belichtungszeit fotografieren. Es gelang uns so sehr gut, Eisstrukturen zu isolieren, indem das fließende und sprudelnde Wasser mit längeren Belichtungszeiten gebändigt wurde.

Am Nachmittag ging es dann zum Menzenschwander Wasserfall. Der Weg entlang des Wassers  war dick vereist und recht schwer zu begehen. Die Schneeketten für die Wanderstiefel hatten wir schlauerweise im Auto gelassen… Aber wir kamen auch so voran. Am Ende der kleinen Schlucht bot sich uns nach einer kleinen Wanderung die Gelegenheit, mit langer Brennweite einzelne Bäume in einem weiten verschneiten Tal aufzunehmen. Hier entstanden ein paar schön minimalistische Landschaftsbilder.

Doch der erste Tag war noch lange nicht vorbei: Nach einem kurzen Abstecher zum wunderschönen Dom zu St. Blasien ging es hoch auf den Schauinsland zu den Wetterbuchen. Es war viel los und die Schneeflächen waren durch die vielen Spaziergänger nicht mehr unberührt (d.h. völlig zertrampelt😀), aber auch hier konnten wir eine schöne Ausbeute verzeichnen.

Tag 2

Neuer Tag – neues Fotoglück! Diesmal am bekannten Geroldsauer Wasserfall. Auch hier rauschten die Wassermassen tosend in das Becken, in dem sich ab und an auch mal Kajakfahrer tummeln. Nur nicht an diesem kalten Wintertag. Nachdem wir die „Standardansicht“ gut fotografiert hatten, wanderten wir noch ein gutes Stück aufwärts am Grobbach entlang und entdeckten eine Menge wunderbarer Motive mit erstarrten, kleinen Eisskulpturen. Zu unserer Verwunderung waren wir an diesem Samstag fast allein unterwegs, obwohl Petrus sehr gute Laune zu haben schien.

Das nächste Motiv ist eingefleischten Schwarzwald-Fotografen ebenfalls sehr gut bekannt: Der Gertelbach. Da die Zufahrt zur oberen Location Corona-bedingt gesperrt war, sahen wir uns den unteren Teil des Gertelbaches genauer an. Auch hier war es vorteilhaft, dass der Bach viel Wasser führte und auch hier fanden wieder einige schöne Detailaufnahmen einen Platz auf unsere Speicherkarten. Der Menschenandrang war an diesem Nachmittag recht hoch, so dass wir uns nicht übermäßig lange am Gertelbach aufhielten.

Unser Weg führte uns zum Ende des Tages in Gegend von Rastatt, wo wir in den Rastätter Rheinauen nach schönen Sonnenuntergangsmotiven suchten. Der Rhein führte noch Hochwasser, und wir fanden prompt eine Stelle, wo der Auenwald überschwemmt wurde, bevor das Hochwasser dann zu einer spiegelglatten Fläche gefor. In Verbindung mit dem goldenen Licht der untergehenden Sonne konnten wir einige schöne Bilder machen.

Tag 3

Am letzten Tag unserer Tour wollten wir den Sonnenaufgang auf der Hornisgrinde erleben. Die Hornisgrinde ist ein etwa 1100 Meter hoher Berg, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen genießen kann. Der Weg vom Parkplatz ist gut und in relativ kurzer Zeit zu bewältigen. Spannend war nur, dass das Thermometer -18 Grad zeigte und laut Wetterbericht ein starker Wind mit 80 Kilometern pro Stunde wehte. Mein Chillfaktor-Rechner machte daraus eine gefühlte Temperatur von -35 Grad! Aber wenn man sowas vorher weiß, kann man sich gut einpacken. Gesagt, getan. Wir waren gut eine Stunde vor Sonnenaufgang oben. Das große Gipfelplateau mussten wir uns nur mit zwei weiteren Fotografen teilen. Es war eiskalt und der Wind blies so, wie ihn der Wetterbericht vorhersagt hatte. Der Himmel war wolkenlos und zeigte im Südosten schon eine wunderschöne Färbung, die vom bevorstehenden Anbruch des neuen Tages kündete. Das spannende an solchen Situationen ist, dass sie einen als wunderbare Naturerfahrung völlig überwältigen und dass auf Grund der Witterung und der Geschwindigkeit, mit der sich das Licht verändert, wenig Zeit bleibt, um ein Bild zu komponieren. Und wenn der Wind brutal am Stativ zerrt, werden auch kurze Langzeitbelichtungen zum spannenden Wagnis.

Als die Sonne dann über den Horizont blinzelte, wurden plötzlich Menschenmassen sichtbar, die wir vorher gar nicht wahrgenommen hatten. Aber wir hatten unsere Bilder schon gemacht und konnten uns gemütlich an den Abstieg machen.

Im Auto gab es bei aktivierter Sitzheizung erstmal eine kräftige Brotzeit, bevor es weiterging zum Burgbachwasserfall bei Bad Rippoldsau. Dieser Wasserfall war ein Highlight: Das Wasser stürzte eine Felswand herab, die komplett mit flächigem Eis und Eiszapfen in den unterschiedlichen Ausmaßen bedeckt war. Hier boten sich uns einige schöne Motive. Nebenbei kamen wir noch mit dem Drohenpiloten Jonathan Goerke ins Gespräch, der mit einer selbst gebauten FPV-Drohne Filmaufnahmen nah am Wasserfall machte. Seine Youtube-Videos sind wirklich sehenswert: https://bit.ly/3btAbEo

Als letzte Location des Tages und auch dieser Fototour machten wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Glaswaldsee. Dieser kleine See liegt etwas versteckt hoch im Wald und war mit seiner gefrorenen und von Schnee bedeckten Fläche sehr schön anzusehen. Wir saßen eine Zeitlang quatschend in der Sonne auf einer Bank bevor wir uns wieder an den Rückweg zum Auto machten.

Fazit

Die drei Tage mitten im Schwarzwälder Winter waren eine wunderbare Erfahrung, von der wir sicher lange zehren werden…

Dies ist ein Artikel, den Rolf Hillert und ich gemeinsam erarbeitet haben. Wenn man sich an denselben Locations herumtreibt, bekommt man auch annähernd dieselben Motive vors Objektiv. Interessant ist aber, dass dann doch jeder die Welt ein bisschen anders sieht und auch beim Bearbeiten der Bilder andere Schwerpunkte setzt. Schaut also auch mal auf der Webseite von Rolf Hillert vorbei und sucht nach. Unterschieden und Gemeinsamkeiten.

Wir freuen uns, wenn Ihr uns Eure Meinung als Kommentare auf hinterlasst. 😊

Schwarzwald 2021
4 Kommentare
  1. Evi
    Evi sagte:

    Ein sehr schöner Bericht, Thomas, auch deine Motive gefallen mir sehr gut. Und ich sehe euch Beiden auf der Grinde bei dem fiesen Wind… 🙂 Den kenne ich zu gut.

    Liebe Grüße, Evi

    Antworten
    • Thomas Zilch
      Thomas Zilch sagte:

      Evi, danke für Deinen Kommentar. Es freut mich, dass Dir die Bilder gefallen! Ich habe zwar in Norwegen schon wesentlich heftigeren Wind und auch tiefere (gemessene) Temperaturen erlebt. Aber beides gleichzeitig, das war schon krass. Schön ist es aber trotzdem, sich nach langer Zeit mal wieder so richtig der Natur hinzugeben. Liebe Grüße, Thomas

      Antworten
  2. Christian Mütterthies
    Christian Mütterthies sagte:

    Hallo

    Zu Beginn des Berichtes dachte ich noch, „das ist ja super, muss ich auch mal machen“. Allerdings sind mir bei der Textstelle „Mein Chillfaktor-Rechner machte daraus eine gefühlte Temperatur von -35 Grad!“ dann doch so ein paar Zweifel gekommen. Spaß bei Seite, ein toller Bericht der Lust auf eine Runde in den Schwarzwald macht.

    Danke fürs teilen !!!

    GUTES LICHT
    Christian

    Antworten
    • Thomas Zilch
      Thomas Zilch sagte:

      Lieber Christian, wie schon beschrieben, dick eingemummelt konnte man es durchaus aushalten. Ich bin ja eigentlich eine wandelnde Frostbeule, aber bei wirkt in solchen Fällen immer die Kombination aus 400er Merino-Unterwäsche, Daunenjacke und winddichter Aussenhaut.
      Gruß,
      Thomas

      Antworten

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